Außerschulische Lernorte haben immer ihren besonderen Reiz. Für das Fach Französisch ist dies normalerweise mit einer Fahrt in ein Französisch sprechendes Land verbunden. Aber auch in nicht all zu großer Entfernung von Wolfenbüttel können wir Frankreich und Französisch nahe kommen: in Berlin! In keiner anderen deutschen Stadt kann man vergleichbare Entdeckungen bezüglich der deutsch-französischen Beziehungen machen. Und so machten sich kurz vor den Sommerferien siebzig Französisch lernende Schülerinnen und Schüler der 10. Klassen des GiS auf den Weg nach Berlin, um sich dort auf die Suche nach Spuren von Franzosen und französischer Kultur zu begeben.
Warum in Berlin? Im Jahre 1685 lud der Große Kurfürst durch das Edikt von Potsdam französische protestantische Glaubensflüchtlinge, denen ihr Glaube untersagt worden war, explizit nach Brandenburg und Berlin ein. Etwa 20.000 Hugenotten kamen in diese Regionen und brachten somit französische Kultur und ihre handwerklichen Fähigkeiten mit. Im 18. Jahrhundert war jeder vierte Berliner französischer Herkunft. Die Wirtschaft und sogar die Umgangssprache wurden dadurch nachhaltig geprägt.
Diesen Einflüssen wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Fahrt bei einer Führung durch das Ursiedlungsgebiet der Hugenotten am Gendarmenmarkt und dem Französische Dom nähergebracht. So erfuhren sie auch, dass die französisch stämmigen Familien erst etwa zu Beginn des 19. Jahrhunderts die französische Sprache aufgaben, nicht ohne viele Wörter ins Deutsche transportiert zu haben (z.B. Boulette).
Nach dem 2. Weltkrieg, zur Zeit des Viermächtestatus Berlins zogen wiederum tausende Familien, Soldaten der Besatzungstruppen und ihre Angehörigen, nach Berlin. Diesmal auf Geheiß der französischen Regierung. Für sie wurden mehrere Wohnviertel gebaut, kleine französische Enklaven innerhalb Berlins mit eigenen Schwimmbädern, Kinos, Schulen und sogar eigenen Supermärkten mit ausschließlich französischen Produkten.
Eins dieser Viertel, die Cité Foch in Reinickendorf, wurde auf eigene Faust mit Rallyefragen erkundet. Das Fazit danach war: auf den Straßen mit Namen wie „Avenue Charles de Gaulle“, „Rue Montesquieu“ oder dem „Place Molière“ fühlte man sich nicht mehr wie in Deutschland. Außer Straßenschildern findet man übrigens in der „Cité Foch“ auch noch zahlreiche andere französische Hinweisschilder.
Weitere Gebäude zeigten Bereiche der aktuellen Präsenz von Frankreich in Berlin: das „Centre Français de Berlin“ in Wedding bringt der Berliner Bevölkerung mit Bibliothek, Theater und Kino die französische Kultur näher. Ein im Vergleich zum Original zugegebenermaßen kleinerer Eiffelturm davor wurde für ein Erinnerungsfoto genutzt. Danach folgte mit den „Galeries Lafayette“ an der Friedrichstraße der Aspekt der Mode und der französischen Lebensart, denn dort können französische Produkte, unter anderem auch Lebensmittel, eingekauft werden. Das Berliner Haus ist eine der ganz wenigen Filialen außerhalb Frankreichs.
Kurz vor Abfahrt konnte mit dem beeindruckend großen französischen Botschaftsgebäude am Pariser Platz noch ein kurzer Blick auf die politische Präsenz Frankreichs in Berlin geworfen werden.
Am Ende lagen hinter den Schülerinnen und Schüler sehr viele Eindrücke, die die Etappen der deutsch-französischen Beziehungen und Verbindungen in Berlin greifbar machten und so verankert haben. In Berlin war und ist viel Französisches vorhanden.