Was ist ein Eisbergmodell? Wie höre ich jemandem aktiv zu und was ist eigentlich der Unterschied zwischen einer Mediation und einer Meditation?
Mit diesen und vielen weiteren Fragen hatten sich in der Woche vor den Herbstferien 16 Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums im Schloss beschäftigt.
Sie alle hatten sich dafür beworben, eine Ausbildung zum Schülermediator oder zur Schülermediatorin zu machen. Ein Mediator ist jemand, der anderen Schülerinnen und Schülern hilft, ihre Konflikte miteinander zu lösen. Dazu muss man gut zuhören können, einfühlsam, unparteiisch, sachlich, ruhig und vor allem verlässlich sein. Außerdem steht man als Schülermediator/in unter Schweigepflicht, man darf also die Probleme, die einem anvertraut werden, niemandem weitererzählen. Eine solche Ausbildung ist sehr intensiv: vertrauensfördernde Techniken gehören ebenso dazu wie Kenntnisse über den Ablauf eines Mediationsgesprächs. Um den angehenden Mediatorinnen und Mediatoren den Einstieg in diese Ausbildung zu ermöglichen, veranstaltet das GiS in der Woche vor den Herbstferien neben anderen „Sonderaktivitäten“ auch die sogenannte Mediationswoche. Üblicherweise fahren die Auszubildenden für fünf Tage nach Helmstedt, um intensiv zu arbeiten und sich gegenseitig auch besser kennenzulernen.
Dieses Jahr war das wegen der Corona-Pandemie jedoch nicht möglich, weshalb die Mediationswoche im Theaterdach des Gästehauses der „Bundesakademie für Kultur und Bildung“ in Wolfenbüttel stattfinden musste. Angeleitet wird die Ausbildung von den GiS-Lehrerinnen Eva Jaritz und Sonja Scheinhütte, die die Schülerinnen und Schüler auch unterrichtet und betreut haben. Für die angehenden Mediatoren wie auch für die betreuenden Lehrerinnen bedeutete diese Woche intensives Arbeiten: die Ausbildung dauerte von Montag bis Freitag, und täglich 8 Stunden und in der Zeit kann man eine ganze Menge lernen.
Natürlich bestanden die Tage nicht ausschließlich aus dem Bearbeiten von Arbeitsblättern und Auswendiglernen. Wir haben auch viele Spiele gespielt, Vertrauensübungen gemacht und uns über verschiedenste Themen ausgetauscht.
Ein Tag in der Woche sah ungefähr so aus:
Wir begannen täglich mit dem sogenannten „Wetterbericht“: Jeder bekam einen orangenen und einen grünen Papierstreifen, dann erzählte jeder der Reihe nach, wie er sich fühlte und warum. War man gut gelaunt, wurde der grüne Streifen nach oben gelegt, war man nicht so gut drauf, wurde der orangene Streifen nach oben gelegt, war man sich nicht sicher, wurden beide nebeneinander oder übereinander gelegt.
Danach wurden meistens Konzentrationsspiele gespielt, um richtig wach zu werden. Diese haben mal mehr und mal weniger gut funktioniert, haben aber immer Spaß gemacht.
Dann ging es los mit Übungen zum Thema Kommunikation. Zum Beispiel ging es um den Unterschied zwischen einem Angriffsdialog mit Du–Botschaften und einem offenen Dialog mit Ich-Botschaften oder auch um das Eisbergmodell. Beim Eisbergmodell geht es darum, zu erkennen, was unter der (Wasser-) Oberfläche liegt. Oft sieht man nämlich nur einen kleinen Teil des wahren Konflikts. Die Gestik, Mimik oder den Klang der Stimme bemerken wir sofort, aber die Gedanken, Gefühle oder mögliche Probleme im privaten Umfeld sind schwer zu erkennen. Dabei ist die wichtigste Aufgabe in einem Mediationsgespräch, dass sich beide Konfliktparteien vom Mediator und auch gegenseitig verstanden fühlen und ihre Sichtweisen zumindest teilweise nachvollziehen können.
Um das zu üben, wurden jeden Tag Rollenspiele gespielt, bei denen wir versuchen mussten, gestellte Konflikte nach dem Schema eines Mediationsgesprächs zu lösen.
Es ist nämlich so, dass ein Mediationsgespräch fünf verschiedene Phasen hat, von denen wir jeden Tag eine neue dazu gelernt haben. Bei den Rollenspielen teilten wir uns in zwei Gruppen auf, die jedes Mal neu zusammengesetzt wurden. In jeder Gruppe gab es zwei Mediator/innen und zwei Streitende. Die anderen waren sozusagen die Zuschauer, die sich sowohl abguckten, wie man mediiert, sich aber gleichzeitig auch Verbesserungsvorschläge notierten. Wie wir schnell bemerkten, ist es gar nicht so leicht, all die vielen Kommunikationsregeln zu beachten. Es kann schnell passieren, dass man nicht genug auf die Gefühle oder Sichtweisen der Streitparteien eingeht oder vergisst, den jeweils Anderen zu fragen, wie er die Situation in dem geschilderten Moment wahrgenommen hat.
Zu Mittag haben wir nebenan, in einer Art Mensa gegessen, natürlich mit Sicherheitsabstand! Die Mahlzeiten waren abwechslungsreich und wer wollte konnte auch vegetarisch essen. Sobald wir mit Essen fertig waren, durften wir eine Pause machen und in Dreiergruppen in die Stadt gehen. Danach trafen wir uns alle wieder im Theaterdach und übten weiter zu mediieren.
Ich spreche wohl für die ganze Gruppe, wenn ich sage, dass wir in dieser Woche so viel gelernt haben, dass wir uns die Ferien wirklich verdient haben. Gleichzeitig ist es aber auch schade, dass die Woche vorbei ist, weil wir eine Menge Spaß hatten!
Alle waren jeden Tag aufs Neue motiviert etwas dazu zu lernen und wir alle haben große Fortschritte in Sachen Mediationen gemacht. Am Ende konnte jeder von uns, zusammen mit einem Partner, ein Mediationsgespräch führen. Bestimmt gibt es dabei immer noch was zu verbessern, aber ich denke, dass wir alle ziemlich gute Mediatoren und Mediatorinnen werden.
In dieser Woche haben wir allerdings nicht nur etwas über Mediation gelernt, sondern es wurde auf jeden Fall auch der Zusammenhalt der Gruppe gestärkt, die aus Schülerinnen und Schülern aus verschiedenen Klassen besteht, die sich vorher nur wenig oder gar nicht kannten. Auf jeden Fall möchte ich mich bei Frau Scheinhütte und Frau Jaritz dafür bedanken, dass sie die Mediationswoche trotz der schwierigen Umstände durch die Pandemie möglich gemacht haben.
Zudem möchte ich mich im Namen aller Teilnehmer und Teilnehmerinnen der AG beim Förderverein bedanken, der die Ausbildung finanziell stark unterstützt hat.
Aus meiner Sicht lohnt es sich sehr, sich als MediatorIn zu bewerben, denn die Ausbildung macht viel Spaß und ich kann es nur weiter empfehlen!
Matilda Rehmann, 9c